Glaubt man einem Bibelzitat, dann ist der Geist willig und das Fleisch schwach. Der amerikanische Entwickler Neurosky sieht darin eine Marktlücke und will durch das Abtasten menschlicher Hirnströme neuen Schwung in eingefahrene Gameplayroutinen bringen.
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Dass dies kein einfaches Ziel ist, kann man sich sicher vorstellen, denn immerhin hat man beim Wort Elektroenzephalografie (kurz EEG) bzw. Hirnstrommessung Menschen vor Augen, die unter ärztlicher Aufsicht hässliche, verkabelte Badekappen tragen. Nach über elf Jahren Entwicklungszeit fühlt sich das Unternehmen nun aber bereit, mit dem Mindset an die Öffentlichkeit zu gehen.
Dabei erinnert das relativ unscheinbare Hightech-Gerät an ein normales Headset, bei dem lediglich der vermeintliche Mikrophonbügel etwas merkwürdig platziert ist. Statt einem Mikrophon enthält der abstehende Arm nämlich die Messsonde, die auf der Stirn platziert Gehirnströme in unterschiedlichen Wellenlängen erfasst. Alpha-Wellen werden dabei vor allem mit Meditation in Verbindung gebracht, während Beta-Wellen Anspannung signalisieren. Mit dem futuristischen Messfühler über den Augen gewinnt man zwar keinen Schönheitswettbewerb, aber kann sich relativ einfach und ohne große Umstände anschauen, was im eigenen Kopf so vor sich geht. Bleibt nur noch die entscheidende Frage, ob es auch funktioniert? Bevor ich euch diese beantworte, noch ein paar kurze Worte zu dem Gerät. Der hauseigenen Philosophie folgend, dass Technologie für den Endverbraucher vor allem mobil und einfach in der Handhabung sein muss, verzichtet das Mindset auf irgendwelche Gel-Applikationen. Man setzt das Ding einfach auf, wartet bis es sich per Bluetooth mit dem Rechner synchronisiert hat und los geht es. Dass dabei die analogen Signale der Sonde durch einen Chip (praktisch das Herzstück des Geräts) umgewandelt und dann an den PC gesendet werden - die Akkulaufzeit beträgt circa 15 Stunden -, ist eigentlich nur für Technik-Freaks relevant.
[YOUTUBE]CV411vt_51w[/YOUTUBE]
Entscheidender ist jedoch, ob sich wirklich etwas erkennen lässt, bzw. ob der Datenstrom auch in irgendeiner Form durch die Kraft der Gedanken beeinflusst werden kann. Auch bei mir überwogen zu Anfang die Zweifel. Allerdings war die Präsentation in unserem Büro schon sehr überzeugend. Mit dem Mindset auf dem Kopf starre ich also auf eine wabernde Hirnstrommesslinie, die für sich genommen noch nicht viel hergibt. Der Aufforderung doch mal zu blinzeln, folge ich gerne und der zu sehende Ausschlag zeigt mir, dass wohl kein Trick dabei ist. Während ich meinen Gastgebern konzentriert zuhöre, steigt die entsprechende „Fokus“-Anzeige und auch ruhiges Zurücklehnen wird registriert. Es äußert sich durch einen Ausschlag auf dem tachoartigen „Entspann-O-Meter“ und sorgt sowohl bei mir als auch bei den sich inzwischen dazugesellten Kollegen für erstaunte Blicke. Dabei sind die Anwendungen, mit denen das Gadget bisher präsentiert wird, ziemlich unspektakulär. Ein Feuerwerk, bei dem durch gezieltes Blinzeln die einzelnen Raketen zur Explosion gebracht werden können, zählte da schon zu den Highlights, aber das Potential ist wirklich vielversprechend, sollten große Entwickler oder Publisher die Idee aufgreifen.
Neurosky wird auch nicht müde zu betonen, dass weder die Steuerung von Spielen noch das Lesen von Gedanken auf dem Programm des Teams stehen – ersteres erscheint absurd, weil keine Maschine Signale so genau interpretiert, wie ein Mensch seine Finger bewegen kann und Gedankenlesen gehört ins Reich der Science-Fiction. Die Kalifornier sind offenbar sehr darauf bedacht, nicht in die Esoterik-Ecke abgeschoben zu werden. Was man mit dem Mindset erreicht habe, basiert auf Wissenschaft und kann nie mehr als ein zusätzlicher Gameplay-Aspekt, ein erweiterndes Feature darstellen.
Wie wäre es z.B. mit einem verschwommenen Bildschirm bei großer Anspannung? Silent Hill oder Resident Evil würden dadurch vermutlich noch eine Spur beängstigender werden. Denkbar sind auch Spiele wie Splinter Cell oder Assassin‘s Creed, bei denen die Schleichfertigkeit an die eigene Entspannung gekoppelt ist. Wer zielstrebig und hektisch wird, läuft Gefahr sich zu verraten. Durch Konzentration bei Shootern die Zielgenauigkeit zu erhöhen oder durch Entspannung die Heilung zu beschleunigen sind ebenfalls ansprechende Gedankenspiele, aber eben noch Zukunftsmusik. Ob die Technologie letztendlich aufgegriffen und auch vom Konsumenten akzeptiert wird, steht derzeit noch in den Sternen. Allerdings mehren sich die positiven Anzeichen. Auch Spielzeuggigant Mattel hat nämlich mit dem MindFlex bereits ein Produkt auf dem Markt, das in den USA reißenden Absatz gefunden hat.
Eine wichtige Rolle bei der Akzeptanz des Verbrauches spielt natürlich auch der Preis: Mit 149 Euro ist das Mindset, das vermutlich ab August auch in Deutschland erhältlich sein wird, zwar nicht ganz billig, aber immerhin bekommt man gleichzeitig ein funktionierendes Headset. Dennoch handelt es sich momentan „nur“ um ein cooles und interessantes Konzept, das als echter Hingucker die Fantasie anregt und natürlich auf jeder Party die Aufmerksamkeit garantiert. Ob diese neue Dimension dann zukünftig Einzug in unseren Videospielalltag halten wird, lässt sich hingegen nicht mit Sicherheit sagen. Bleibt also zu hoffen, dass Neurosky mit dem Gerät nicht nur mich fesseln konnte, sondern auch die Entscheidungsträger der Industrie überzeugt, an die Idee zu glauben und kräftig zu investieren.
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Dass dies kein einfaches Ziel ist, kann man sich sicher vorstellen, denn immerhin hat man beim Wort Elektroenzephalografie (kurz EEG) bzw. Hirnstrommessung Menschen vor Augen, die unter ärztlicher Aufsicht hässliche, verkabelte Badekappen tragen. Nach über elf Jahren Entwicklungszeit fühlt sich das Unternehmen nun aber bereit, mit dem Mindset an die Öffentlichkeit zu gehen.
Dabei erinnert das relativ unscheinbare Hightech-Gerät an ein normales Headset, bei dem lediglich der vermeintliche Mikrophonbügel etwas merkwürdig platziert ist. Statt einem Mikrophon enthält der abstehende Arm nämlich die Messsonde, die auf der Stirn platziert Gehirnströme in unterschiedlichen Wellenlängen erfasst. Alpha-Wellen werden dabei vor allem mit Meditation in Verbindung gebracht, während Beta-Wellen Anspannung signalisieren. Mit dem futuristischen Messfühler über den Augen gewinnt man zwar keinen Schönheitswettbewerb, aber kann sich relativ einfach und ohne große Umstände anschauen, was im eigenen Kopf so vor sich geht. Bleibt nur noch die entscheidende Frage, ob es auch funktioniert? Bevor ich euch diese beantworte, noch ein paar kurze Worte zu dem Gerät. Der hauseigenen Philosophie folgend, dass Technologie für den Endverbraucher vor allem mobil und einfach in der Handhabung sein muss, verzichtet das Mindset auf irgendwelche Gel-Applikationen. Man setzt das Ding einfach auf, wartet bis es sich per Bluetooth mit dem Rechner synchronisiert hat und los geht es. Dass dabei die analogen Signale der Sonde durch einen Chip (praktisch das Herzstück des Geräts) umgewandelt und dann an den PC gesendet werden - die Akkulaufzeit beträgt circa 15 Stunden -, ist eigentlich nur für Technik-Freaks relevant.
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Entscheidender ist jedoch, ob sich wirklich etwas erkennen lässt, bzw. ob der Datenstrom auch in irgendeiner Form durch die Kraft der Gedanken beeinflusst werden kann. Auch bei mir überwogen zu Anfang die Zweifel. Allerdings war die Präsentation in unserem Büro schon sehr überzeugend. Mit dem Mindset auf dem Kopf starre ich also auf eine wabernde Hirnstrommesslinie, die für sich genommen noch nicht viel hergibt. Der Aufforderung doch mal zu blinzeln, folge ich gerne und der zu sehende Ausschlag zeigt mir, dass wohl kein Trick dabei ist. Während ich meinen Gastgebern konzentriert zuhöre, steigt die entsprechende „Fokus“-Anzeige und auch ruhiges Zurücklehnen wird registriert. Es äußert sich durch einen Ausschlag auf dem tachoartigen „Entspann-O-Meter“ und sorgt sowohl bei mir als auch bei den sich inzwischen dazugesellten Kollegen für erstaunte Blicke. Dabei sind die Anwendungen, mit denen das Gadget bisher präsentiert wird, ziemlich unspektakulär. Ein Feuerwerk, bei dem durch gezieltes Blinzeln die einzelnen Raketen zur Explosion gebracht werden können, zählte da schon zu den Highlights, aber das Potential ist wirklich vielversprechend, sollten große Entwickler oder Publisher die Idee aufgreifen.
Neurosky wird auch nicht müde zu betonen, dass weder die Steuerung von Spielen noch das Lesen von Gedanken auf dem Programm des Teams stehen – ersteres erscheint absurd, weil keine Maschine Signale so genau interpretiert, wie ein Mensch seine Finger bewegen kann und Gedankenlesen gehört ins Reich der Science-Fiction. Die Kalifornier sind offenbar sehr darauf bedacht, nicht in die Esoterik-Ecke abgeschoben zu werden. Was man mit dem Mindset erreicht habe, basiert auf Wissenschaft und kann nie mehr als ein zusätzlicher Gameplay-Aspekt, ein erweiterndes Feature darstellen.
Wie wäre es z.B. mit einem verschwommenen Bildschirm bei großer Anspannung? Silent Hill oder Resident Evil würden dadurch vermutlich noch eine Spur beängstigender werden. Denkbar sind auch Spiele wie Splinter Cell oder Assassin‘s Creed, bei denen die Schleichfertigkeit an die eigene Entspannung gekoppelt ist. Wer zielstrebig und hektisch wird, läuft Gefahr sich zu verraten. Durch Konzentration bei Shootern die Zielgenauigkeit zu erhöhen oder durch Entspannung die Heilung zu beschleunigen sind ebenfalls ansprechende Gedankenspiele, aber eben noch Zukunftsmusik. Ob die Technologie letztendlich aufgegriffen und auch vom Konsumenten akzeptiert wird, steht derzeit noch in den Sternen. Allerdings mehren sich die positiven Anzeichen. Auch Spielzeuggigant Mattel hat nämlich mit dem MindFlex bereits ein Produkt auf dem Markt, das in den USA reißenden Absatz gefunden hat.
Eine wichtige Rolle bei der Akzeptanz des Verbrauches spielt natürlich auch der Preis: Mit 149 Euro ist das Mindset, das vermutlich ab August auch in Deutschland erhältlich sein wird, zwar nicht ganz billig, aber immerhin bekommt man gleichzeitig ein funktionierendes Headset. Dennoch handelt es sich momentan „nur“ um ein cooles und interessantes Konzept, das als echter Hingucker die Fantasie anregt und natürlich auf jeder Party die Aufmerksamkeit garantiert. Ob diese neue Dimension dann zukünftig Einzug in unseren Videospielalltag halten wird, lässt sich hingegen nicht mit Sicherheit sagen. Bleibt also zu hoffen, dass Neurosky mit dem Gerät nicht nur mich fesseln konnte, sondern auch die Entscheidungsträger der Industrie überzeugt, an die Idee zu glauben und kräftig zu investieren.
Quelle : Online-Welten