Kein Frieden im Preiskrieg der Lebensmittel-Discounter in Sicht

  • Kein Frieden im Preiskrieg der Lebensmittel-Discounter in Sicht

    Der Preiskrieg im deutschen Lebensmittelhandel wird immer härter. Erneut senkten die Discounter Aldi und Penny die Preise für zahlreiche Produkte. Und das um bis zu 20 Prozent. Und es könnte noch billiger werden.
    Erst vor wenigen Tagen hatte die Branche gesagt, es werde keine weiteren Preissenkungen geben. Text Erst vor wenigen Tagen hatte die Branche gesagt, es werde keine weiteren Preissenkungen geben.


    Billiger angeboten werden Milchprodukte wie Joghurt und Käse, aber auch Fleisch, Reis oder Tiefkühl-Pommes-Frites. Die Konkurrenten Edeka, Rewe, Netto und Norma kündigten an, rasch nachzuziehen.

    Es ist bereits die zehnte Preissenkungsrunde in diesem Jahr. Sie dürfte auf den gesamten deutschen Lebensmittelhandel ausstrahlen. Denn Aldi gilt in der Branche als Preisführer, an dem sich alle anderen Unternehmen orientieren.

    Aldi kündigte die Preissenkungen in großformatigen Zeitungsanzeigen an, unter dem Motto: «Die Preisoffensive 2009 geht weiter». Die Abschläge liegen teilweise bei mehr als 20 Prozent. So senkte der Discounter die Preise für die 400-Gramm-Packung Käsescheiben von 1,99 Euro auf 1,59 Euro. Ein Kilo Basmati-Reis verbilligte sich um 20 Cent auf 1,59 Euro. Die 500-Gramm-Packung gemischtes Hackfleisch kostet künftig statt 1,95 nur noch 1,89 Euro. Penny senkte den Preis für 1,5 Liter Fruchtsaftgetränk sogar um 48 Prozent auf 49 Cent. Aldi und Penny betonten, sie gäben günstigere Einkaufspreise an die Kunden weiter.

    Die Konkurrenz reagierte schnell. Die Sprecherin des größten deutschen Lebensmittelhändlers Edeka, Marliese Kalthoff, sagte: «Wir ziehen nach.» Und auch bei der Nummer zwei auf dem deutschen Markt, Rewe, hieß es, das Unternehmen werde die Preissenkungen im Einstiegsbereich selbstverständlich mitmachen. Auch der Nürnberger Lebensmitteldiscounter Norma kündigte Preissenkungen an.

    Im Lebensmittelhandel tobt seit Anfang des Jahres ein erbitterter Preiskampf. Er wird nicht zuletzt dadurch angefacht, dass die Discounter Studien zufolge nach rasanten Zuwachsraten in den vergangenen Jahren inzwischen zunehmend an Wachstumsgrenzen stoßen.

    Wo die Grenze nach unten liegt, ist nicht abzusehen. Erst vor wenigen Tagen hatten Experten gesagt, noch billiger würden Lebensmittel nicht werden - diese Einschätzung trifft zumindest noch nicht zu. Lediglich die Preise für Butter wurden in der vergangenen Woche von den Discountern um ein Drittel auf 85 Cent je halbes Pfund angehoben.

    Die vielleicht wichtigste Ursache des Preiskriegs: Nach Jahren des stürmischen Wachstums stoßen die Discounter erstmals an Wachstumsgrenzen. Ihr Marktanteil liegt inzwischen bei rund 42 Prozent und ist damit nach Einschätzung von Zentes kaum noch zu steigern. Wo früher Wachstumsspielraum für alle Discounter war, droht jetzt ein erbarmungsloser Verdrängungswettbewerb.



    Edeka verschärft Wettbewerb im Billigsegment

    Er wird noch dadurch angeheizt, dass Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka im Discount-Bereich künftig eine wichtigere Rolle spielen will. Edeka hat seine Discount-Tochter Netto durch die Übernahme des Konkurrenten Plus gestärkt und den Platzhirschen Aldi und Lidl den Kampf angesagt.

    Zugleich versuchen die großen Supermarktketten wie Edeka, Rewe oder Real inzwischen, die Discounter mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Sie haben ein «Kampfsortiment» von 600 bis 800 Artikeln von der Billigbutter bis zum Brillenputztuch aufgebaut, das sie zum Discounterpreis anbieten. «Der Verbraucher hat erkannt, dass er auch bei Rewe oder Edeka diese Artikel zu Preisen wie beim Discounter finden kann, aber in einer attraktiveren Präsentation und mit einer viel größeren Auswahl an zusätzlichen Artikeln», sagt der Handelsexperte Joachim Zentes von der Universität Saarbrücken. Die erfolgsverwöhnten Billiganbieter sehen sich plötzlich unter Druck.

    Doch Marktführer Aldi hat die Herausforderung angenommen. Fast im Monatsrhythmus senkte der Billiganbieter seit Jahresbeginn die Preise für umsatzstarke Produkte und schärfte so sein Image als preiswertester Anbieter. Dabei nahm die Discountkette offenbar auch Umsatzverluste bewusst in Kauf.

    Es ist eine Wette auf die Zukunft glauben viele Branchenbeobachter. Bisher haben die Discounter noch nicht von der Konjunkturkrise profitieren können. Im Gegenteil: Nach Jahren des Niedergangs erlebten die klassischen Supermärkte zuletzt eine regelrechte Renaissance. Doch das könnte sich ändern, wenn die Konjunkturkrise den Arbeitsmarkt härter trifft als bisher und die gute Konsumlaune kippt. Dann könnte Aldi vom jetzt teuer erkauften Billigimage profitieren.

    (News.de)
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