Abrechnung auf offener Straße - Update

  • Abrechnung auf offener Straße - Update

    Es ging um eine Frau: Nach dem gewaltsamen Tod eines Bandidos in Duisburg fahndet die Polizei mit Hochdruck nach Timur A. und seinem Bruder. Der Kampfsportler soll zuvor mit der Freundin des Opfers liiert gewesen sein - und seinen Nachfolger erschossen haben.

    Hamburg - Es war am Donnerstagabend um kurz vor halb neun, als mehrere Schüsse durch die Charlottenstraße im Duisburger Stadtteil Hochfeld peitschten. Darauf sank hier, in der Nähe des Rotlichtviertels und vor dem örtlichen Clubhaus der Bandidos, ein 32-jähriger Rocker in sich zusammen.

    "Ashley", so nannten ihn die Outlaws, erlag wenig später in der Notaufnahme seinen lebensgefährlichen Verletzungen. Ein Projektil hatte den früheren Hooligan der "Gelsenszene", der in Bottrop geboren wurde und dem Bandido-Chapter Oberhausen angehörte, in den Kopf getroffen.

    Die Polizei fahndet nun nach Timur A., 31, und seinem Bruder, 33. Die beiden Türken sollen in dem weißen Mercedes CLK des Profi-Kampfsportlers (Kennzeichen DU - T 8478) am Tatort gesehen worden sein. Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler war der nicht sonderlich erfolgreiche Free Fighter A. mit der Lebensgefährtin des Opfers liiert, bis die junge Frau ihn für den Rocker "Ashley" verlassen hatte. War es also ein Mord aus gekränkter Eitelkeit?

    Es sieht ganz danach aus.

    Die 24-Jährige hatte sich nach offiziellen Angaben vor den tödlichen Schüssen in der Nähe des Tatortes mit ihrem Ex verabredet, um ihm seinen Wohnungsschlüssel zurückzugeben. Anschließend sollen die beiden Gesuchten auf "Ashley" getroffen sein.

    Auf dem Weg zur Telefonzelle

    Wie Polizeisprecher Jörg Klöckner SPIEGEL ONLINE sagte, ist noch unklar, ob Timur A. seinem Widersacher zufällig begegnete oder ihn gezielt aufsuchte. Der Bandido sei auf dem Weg von der Vereinskneipe "The Fat Mexican" zur gegenüberliegenden Telefonzelle gewesen.

    Die Männer hätten daraufhin ihren Mercedes auf offener Straße gestoppt und einige Worte mit dem Rocker gewechselt. Aus dem Auto heraus und wahrscheinlich vom Fahrersitz aus sei dann auf den 32-Jährigen geschossen worden. Der Bandido "Ashley" konnte sich noch ein paar Meter weiterschleppen, brach aber auf dem Gehweg zusammen.

    Die Staatsanwaltschaft hat gegen Timur A. nun Haftbefehl wegen Mordes beantragt. Für Hinweise, die zur Ergreifung des Tatverdächtigen und seines Bruders führen, wurde eine Belohnung von 1.500 Euro ausgesetzt. Das Duo war nach den Schüssen in Richtung Autobahn 40 gerast.

    Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE werden die beiden Flüchtigen dem Lager der Hells Angels zugerechnet. Die Duisburger Polizei wollte das offiziell nicht bestätigen. Eindeutig habe man es hier mit einer "Beziehungstat" zu tun, eine Feindschaft zwischen Rockerbanden sei allenfalls am Rande relevant, sagte Polizeihauptkommissar Klöckner, deshalb: kein Kommentar.

    "Szene ist hochnervös"

    Doch die Frage könnte durchaus relevant werden, wenngleich vielleicht auch nicht für die Beamten in Duisburg. Bereits wenige Stunden nach den Schüssen, es war um 1.40 Uhr, schleuderten Unbekannte einen Brandsatz gegen die Tür des Hells-Angels-Vereinsheims in Gelsenkirchen. Die dortigen Ermittler müssen nun einer Verbindung zu dem mutmaßlichen Mord an der Ruhr nachgehen.

    In Nordrhein-Westfalen gibt es laut Landeskriminalamt zurzeit neun Chapter der Hells Angels, 14 Chapter der Bandidos, acht Chapter des Gremium MC und vier Chapter der Outlaws. Letztere spielen für die Polizei jedoch nur eine "untergeordnete Rolle", wie es im "Lagebild Organisierte Kriminalität 2008" heißt.

    Demnach stellten die Ermittler zuletzt eine starke Expansionsbewegung der Hells Angels fest, die in Köln, Bielefeld und Siegen neue Niederlassungen gegründet und frühere Mitglieder des Gremium MC rekrutiert hatten. Immer wieder seien daraus bereits "Revierstreitigkeiten" mit den Bandidos entstanden.

    Bislang galten das Ruhrgebiet, Westfalen und der Niederrhein eher als Bandido-Land, doch die Schüsse von Duisburg könnten durchaus Folgen für das Rocker-Machtgefüge in NRW haben, wie ein Spezialermittler befürchtet: "Die Szene ist plötzlich hochnervös. Wir müssen sehr aufpassen."

    Wer sind die Bandidos?


    Rocker- und Motorradclan, der aufgrund nachgewiesener Nähe einzelner Mitglieder zur Organisierten Kriminalität umstritten ist. Die langjährige Feindschaft zwischen den Bandidos und den Hells Angels führt immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen unter den Rockern.

    ([URL="http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,654264,00.html"]Spiegel.de[/URL])
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  • Rocker-Krieg im Ruhrgebiet - Zwischen Hells Angels und Bandidos brennt die Luft

    Rocker-Krieg im Ruhrgebiet - Zwischen Hells Angels und Bandidos brennt die Luft

    Erst stürmen Hells Angels das Duisburger Vereingslokal der Bandidos, einige Stunden später fliegt bei den Hells Angels eine Handgranate ins Klubhaus, Schüsse werden abgegeben. Verletzte gab es offenbar nicht - doch die Luft brennt im Ruhrgebiet.

    Rund 50 Mitglieder der beiden Rockergangs Hells Angels und Bandidos haben sich in der Nacht im Duisburger Rotlichtviertel eine Massenschlägerei geliefert. Wenige Stunden später wurde in das Klubheim der Hells Angels in Solingen eine Handgranate geworfen, die aber nicht detonierte. Ob die Bandidos dahintersteckten, war unklar. «Ausschließen kann man das nicht», sagte ein Polizeisprecher.

    Als die Handgranate gegen 1.50 Uhr durch das Fenster des Klubhauses «Angels Place» flog, befanden sich dort etwa 20 Personen. Auf das Haus seien offenbar auch mehrere Schüsse abgegeben worden, sagte der Polizeisprecher. Man habe es geräumt, Beamte der Bundespolizei hätten die Handgranate geborgen und draußen kontrolliert gesprengt.

    Zuvor waren in Duisburg gegen 21.10 Uhr Mitglieder der Hells Angels mit Schlagstöcken in das Vereinslokal der Bandidos eingedrungen und auf diese losgegangen. Dabei wurde in der Kneipe «Fat Mexican» erheblicher Schaden angerichtet, Scheiben gingen zu Bruch und die Inneneinrichtung wurde demoliert, wie die Polizei mitteilte.

    Der Polizeisprecher sprach außerdem von Rauchentwicklung, ein Feuer habe es aber nicht gegeben. Auch Verletzte seien nicht gemeldet worden, sagte er. Zeitweise seien bis zu 50 Polizisten im Einsatz gewesen. Gegen 22 Uhr sei Ruhe eingekehrt.

    Vor dem Lokal, das sich im Erdgeschoss des Vereinheims «Bandidos Place» befindet, war Anfang Oktober ein 32-jähriger Mann erschossen worden, offenbar ein Mitglied der Bandidos. Bei dem mutmaßlichen Täter, der sich der Polizei stellte, handelte es sich um einen den Hells Angels nahestehenden Kampfsportler. Die beiden Männer hatten sich um eine Frau gestritten, dabei fielen die tödlichen Schüsse.

    (News.de)