Damits alle Verstehen warum "Neue Grippe"
Weltgesundheitsorganisation, WHO und die Europäische Union haben die Schweinegrippe in „Neue Grippe“ umgetauft. „Wenn man weiter von Schweinegrippe reden würde, könnte der Eindruck entstehen, dass der Erreger wie bei der Vogelgrippe vom Tier auf den Menschen übertragen wird“, erläuterte Staatssekretär Klaus Theo Schröder vom Bundesgesundheitsministerium am Dienstag in Berlin. Tatsächlich werde der Erreger aber von Mensch zu Mensch übertragen, was viel besorgniserregender sei.
EU-Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou erklärte in Brüssel, die Bezeichnung „Neue Grippe“ solle auch wirtschaftlichen Schäden für die europäischen Schweinezüchter vorbeugen. „Der Verzehr von Schweinefleisch ist unbedenklich, sofern es gar ist“, betonte Vassiliou. Man wolle deshalb nicht fälschlich den Eindruck vermitteln, dass die Menschen auf Schweinefleisch verzichten sollten. „Wir wollen unsere Schweinezüchter schützen.“
Auch das israelische Gesundheitsministerium hatte den Begriff Schweinegrippe am Montag kritisiert und ihn als Beleidigung für Juden und Muslime bezeichnet. In beiden Religionen gelten Schweine als unreine Tiere, ihr Verzehr ist verboten. (AP)
Grippe-Serum kommt Länder teuer zu stehen
Impfmüdigkeit der Deutschen sorgt für Millionen ungenutzter Impfdosen – Überschuss an bedürftige Staaten verschenken? – Rösler appeliert an Bürger
Die Diskussion um die Neue Grippe gehen in eine neue Richtung: Die Länder bleiben auf überschüssigen Impfdosen sitzen - und auch weitgehend auf Kosten.
BERLIN . Die Kämmerer schlagen Alarm: Denn die Bundesländer drohen auf dem Großteil ihres bestellten Impfstoffes gegen die Neue Grippe sitzen zu bleiben – und auf einem Schaden von mehreren Hundert Millionen Euro, sollte das Serum nicht nach einem Jahr verbraucht sein. Der Grund ist die wieder zurückgehende Impfbereitschaft, nachdem die erste Ansteckungswelle ihren Höhepunkt offenbar überschritten hat. Wegen einer drohenden zweiten Neue-Grippe-Welle hat die Bundesregierung die Menschen nun erneut zur Impfung aufgerufen. „Man kann nicht davon ausgehen, dass die Krankheit ihre Gefahr verloren hat“, sagte Bundesgesundheitsminister Phillip Rösler (FDP). Derweil wurde bekannt: Die Länder haben schlecht verhandelt. Der inzwischen im Internet kursierende „Geheimvertrag“ mit der britischen Firma Glaxo Smith Kline (GSK) sieht vor, dass die Länder die bestellte Menge von 50 Millionen Dosen Serum in jedem Fall abnehmen müssen, sobald der Pandemiefall ausgerufen wird. Diese Vorraussetzung ist erfüllt. Der Preis beträgt pro Dosis einen Euro plus sechs Euro für den Wirkverstärker (Adjuvans). Dazu kommt die Mehrwertsteuer. Im Vertrag wird von zwei Impfungen pro Patient ausgegangen, sodass die bestellte Menge für 25 Millionen Deutsche gereicht hätte. Gesamtkosten: rund 500 Millionen Euro. Die Kassen ersetzen den Ländern aber lediglich die Kosten für den tatsächlich verbrauchten Impfstoff. Inzwischen haben die Gesundheitsinstitute allerdings festgestellt, dass bei Erwachsenen eine Impfung mit einer Dosis reicht, bei Kindern bis Neun Jahre sogar eine Halbe Erwachsenendosis. Dazufolge können mit der bestellten Menge jetzt mehr als 50 Millionen Menschen, rund zwei drittel der Bevölkerung, geschützt werden. Das übersteigt den Bedarf erkennbar bei Weitem. Obwohl die Neue Grippe den Höhepunkt ihrer ersten Welle bereits überschritten hat, wurden bisher nur fünf bis sechs Millionen Dosen geimpft. Die schlechte Impfbereitschaft lässt ahnen, dass es schwer werden wird, die fortlaufend weiter produzierten Impfstoffmengen noch an den Mann oder die Frau zu bringen. 20 Millionen Dosen werden bis Ende Dezember geliefert sein, 30 Millionen weitere kommen bis Ende März dazu – vermutlich für den Kühlschrank. Schon haben die Länder beschlossen, die Produktion der letzten Kalenderwoche, etwa 2,2 Millionen Dosen, ins Ausland zu verkaufen. Interessenten werden dringend gesucht. Falls das nicht klappt, will Thüringens Gesundheitsministerium, das die Länder anführt, das Serum sogar im Rahmen der Entwicklungshilfe verschenken. Ansonsten soll nach Meinung der Länder der Bund für die Kosten von überzähligem Impfstoff aufkommen – der habe schließlich empfohlen, jeden Bürger zweimal zu Impfen und auch die Zahl von 50 Millionen Dosen gewollt. Doch Philip Rösler lehnte das unter Hinweis auf die Länderzuständigkeit für den Katastrophenschutz ab.
RZ 8. Dezember 2009~
Weltgesundheitsorganisation, WHO und die Europäische Union haben die Schweinegrippe in „Neue Grippe“ umgetauft. „Wenn man weiter von Schweinegrippe reden würde, könnte der Eindruck entstehen, dass der Erreger wie bei der Vogelgrippe vom Tier auf den Menschen übertragen wird“, erläuterte Staatssekretär Klaus Theo Schröder vom Bundesgesundheitsministerium am Dienstag in Berlin. Tatsächlich werde der Erreger aber von Mensch zu Mensch übertragen, was viel besorgniserregender sei.
EU-Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou erklärte in Brüssel, die Bezeichnung „Neue Grippe“ solle auch wirtschaftlichen Schäden für die europäischen Schweinezüchter vorbeugen. „Der Verzehr von Schweinefleisch ist unbedenklich, sofern es gar ist“, betonte Vassiliou. Man wolle deshalb nicht fälschlich den Eindruck vermitteln, dass die Menschen auf Schweinefleisch verzichten sollten. „Wir wollen unsere Schweinezüchter schützen.“
Auch das israelische Gesundheitsministerium hatte den Begriff Schweinegrippe am Montag kritisiert und ihn als Beleidigung für Juden und Muslime bezeichnet. In beiden Religionen gelten Schweine als unreine Tiere, ihr Verzehr ist verboten. (AP)
Grippe-Serum kommt Länder teuer zu stehen
Impfmüdigkeit der Deutschen sorgt für Millionen ungenutzter Impfdosen – Überschuss an bedürftige Staaten verschenken? – Rösler appeliert an Bürger
Die Diskussion um die Neue Grippe gehen in eine neue Richtung: Die Länder bleiben auf überschüssigen Impfdosen sitzen - und auch weitgehend auf Kosten.
BERLIN . Die Kämmerer schlagen Alarm: Denn die Bundesländer drohen auf dem Großteil ihres bestellten Impfstoffes gegen die Neue Grippe sitzen zu bleiben – und auf einem Schaden von mehreren Hundert Millionen Euro, sollte das Serum nicht nach einem Jahr verbraucht sein. Der Grund ist die wieder zurückgehende Impfbereitschaft, nachdem die erste Ansteckungswelle ihren Höhepunkt offenbar überschritten hat. Wegen einer drohenden zweiten Neue-Grippe-Welle hat die Bundesregierung die Menschen nun erneut zur Impfung aufgerufen. „Man kann nicht davon ausgehen, dass die Krankheit ihre Gefahr verloren hat“, sagte Bundesgesundheitsminister Phillip Rösler (FDP). Derweil wurde bekannt: Die Länder haben schlecht verhandelt. Der inzwischen im Internet kursierende „Geheimvertrag“ mit der britischen Firma Glaxo Smith Kline (GSK) sieht vor, dass die Länder die bestellte Menge von 50 Millionen Dosen Serum in jedem Fall abnehmen müssen, sobald der Pandemiefall ausgerufen wird. Diese Vorraussetzung ist erfüllt. Der Preis beträgt pro Dosis einen Euro plus sechs Euro für den Wirkverstärker (Adjuvans). Dazu kommt die Mehrwertsteuer. Im Vertrag wird von zwei Impfungen pro Patient ausgegangen, sodass die bestellte Menge für 25 Millionen Deutsche gereicht hätte. Gesamtkosten: rund 500 Millionen Euro. Die Kassen ersetzen den Ländern aber lediglich die Kosten für den tatsächlich verbrauchten Impfstoff. Inzwischen haben die Gesundheitsinstitute allerdings festgestellt, dass bei Erwachsenen eine Impfung mit einer Dosis reicht, bei Kindern bis Neun Jahre sogar eine Halbe Erwachsenendosis. Dazufolge können mit der bestellten Menge jetzt mehr als 50 Millionen Menschen, rund zwei drittel der Bevölkerung, geschützt werden. Das übersteigt den Bedarf erkennbar bei Weitem. Obwohl die Neue Grippe den Höhepunkt ihrer ersten Welle bereits überschritten hat, wurden bisher nur fünf bis sechs Millionen Dosen geimpft. Die schlechte Impfbereitschaft lässt ahnen, dass es schwer werden wird, die fortlaufend weiter produzierten Impfstoffmengen noch an den Mann oder die Frau zu bringen. 20 Millionen Dosen werden bis Ende Dezember geliefert sein, 30 Millionen weitere kommen bis Ende März dazu – vermutlich für den Kühlschrank. Schon haben die Länder beschlossen, die Produktion der letzten Kalenderwoche, etwa 2,2 Millionen Dosen, ins Ausland zu verkaufen. Interessenten werden dringend gesucht. Falls das nicht klappt, will Thüringens Gesundheitsministerium, das die Länder anführt, das Serum sogar im Rahmen der Entwicklungshilfe verschenken. Ansonsten soll nach Meinung der Länder der Bund für die Kosten von überzähligem Impfstoff aufkommen – der habe schließlich empfohlen, jeden Bürger zweimal zu Impfen und auch die Zahl von 50 Millionen Dosen gewollt. Doch Philip Rösler lehnte das unter Hinweis auf die Länderzuständigkeit für den Katastrophenschutz ab.
RZ 8. Dezember 2009~