Aus dem Leben eines Juristen (KW 29)
Eigentlich sollte es nach einer Woche Urlaubspause in dieser Ausgabe um die Schuldenkrise gehen. Um Möglichkeiten, Griechenland und die Euro-Zone zu retten. Doch kann kam alles anders.
Anders Breivik zündete erst im Osloer Regierungsviertel mindestens einen Sprengsatz, dann lief er Amok auf einer Ferieninsel für Kinder. Traurige Bilanz: Mindestens 91 Tote und zahllose Schwerverletzte. Grund genug, die heutige Ausgabe den Opfern zu widmen und auf die Suche nach dem „Warum?“ zu gehen.
Terrorismus. Kaum ein Wort hat die Welt in den letzten 10 Jahren so sehr geprägt. Der von Bush proklamierte „Kampf gegen den Terror“ setzte Terrorismus quasi gleich mit Islamismus. Zugegeben: Wenn irgendwo auf der Welt eine Autobombe explodiert, dann waren zu 95% islamistische Gruppierungen daran beteiligt. Und trotzdem hat uns das Beispiel Oslo gezeigt, dass es gefährlich ist, sich beim Kampf gegen den Terror nur auf eine recht kleine Personengruppe zu versteifen.
Deutschland 1933, wenige Tage vor der Reichstagswahl. In der Nacht vom 27. auf den 28. Februar stand das Reichstagsgebäude in Berlin in Flammen. Schnell wurde ein Verdächtiger verhaftet: Marius van der Lubbe. Holländer, Kommunist. Heute bestehen zumindest begründete Zweifel an dem Richterspruch von damals, der van der Lubbe zum Tode verurteilte und den Nationalsozialisten Tür und Tor für die Machtübernahme mit Hilfe von Notverordnungen und Co. Öffnete.
Auch damals versteifte man sich schnell auf die Theorie, van der Lubbe habe als Einzeltäter gehandelt. Wahrscheinlich? Ich sage: Nein!
Ein solcher Anschlag, der Reichstagsbrand ebenso wie die beiden Angriffe in Norwegen, erfordern ein hohes Maß an Planung. Wie soll ein Einzeltäter hier operieren? Niemand hat sämtliche Kontakte, die für ein Attentat diesen Ausmaßes notwendig wären.
Beschränken wir uns auf die Vorfälle in Oslo: Woher bekam Breivik diese Masse an Munition? Wie bekam er das Material um die Autobomben zu bauen und zu zünden? Ein einfacher Mann, der nie ins Radar der Polizei gekommen ist? Schwer zu glauben.
Und dann das hohe Maß an Planung: Autobomben an Regierungsgebäuden zünden um dann auf die Ferieninsel zu fahren, sich dort bei der Kontrolle als Polizist ausgeben und auf die versammelten Kinder schießen. So viel Kontrolle und Planung von einem offensichtlich Geisteskranken? Von einem Mann, der wenige Stunden vor seinen Terrorakten ein über tausendseitiges Manifest ins Netz gestellt hat, in dem er gegen die Gegen die Gesellschaft hetzt, offen zu Gewalt aufruft und sehr genau beschreibt, wie er seine „Operation“ geplant hat. Von einem Mann, der sein Facebook-Profil genauestens vorbereitet hat, um der Welt zu zeigen, was für ein Mensch er war?
So ein Mann kann meiner Meinung nach nicht allein für ein solches Massaker verantwortlich sein.
Als Ausführer, ja. Aber nicht als Mann, der diesen Terrorakt geplant hat.
Und trotz Geständnis schweigt Anders Breivik weiterhin zu den Motiven. Er hat gestanden auf der Ferieninsel Utöya gewesen zu sein und die Menschen kaltblütig erschossen zu haben. Auf der Suche nach Motiven landet man unweigerlich in seinem wirren und menschenverachtenden Manifest, dass den bizarren Titel "2083 - Eine europäische Unabhängigkeitserklärung" trägt.
Er spricht bereits in der Einleitung von der Verhinderung der „islamischen Kolonisation Westeuropas“, sieht sich selbst als Vorkämpfer gegen „kulturellen Marxismus“ und „Multikulturalismus“. Auch dankt er abschließend einigen Mitstreitern, die ihm beim Erstellen des Werkes über angeblich 9 Jahr geholfen haben. Vielleicht ein Hinweis auf mögliche Mitstreiter.
In den folgenden 800 Seiten kommt es knüppeldick: So ist von nationalem Selbstmord die Rede, von der ständigen Gefahr für den Westen, die vom Islam ausgeht. Diese gelte es, durch entschlossenes Handeln aufzuhalten. Er geht sogar soweit, eine Phase des Bürgerkrieges in Westeuropa auf die Jahre 2070 bis 2083 zu prophezeien, denn „Gewalt ist die Mutter allen Wandels“. In diesen Jahren würden sich auch für die Rechtsradikalen neue Möglichkeiten ergeben. Jedoch gelte es, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten. Jedoch könne man diesen auch positiv beeinflussen und nach vorne verschieben, beispielsweise „durch Ermordungen einzelner Personen oder Terroranschlägen auf Moscheen".
Die letzten gut 100 Seiten beschäftigen sich dann mit der Vorbereitung des Attentats. Er selbst bezeichnete es – unter seinem im Buch verwendeten Pseudonym Andrew Berwick – als „Tagebuch eines Tempelritters“. Ein Treffen des Tempelritter-Ordens in London 2002 soll ihm dabei die Augen geöffnet und gezeigt haben, dass eine demokratische Lösung des Gesellschaftsproblems unmöglich sei. Später gründet er eine „professionell aussehende“ Firma – Geofarm – die er als Vorwand benutzt, um an Düngemittel, die explosive Stoffe enthalten, zu gelangen. Es folgen detailierte Beschreibungen für Munitions- und Waffenbeschaffung. Und so geht es weiter und weiter.
Dieses Manifest zeigt, wie krank der Mann wirklich ist und deutet aber meiner Meinung nach auch darauf hin, dass hier kein Einzeltäter gehandelt hat. Nun liegt es an der norwegischen Justiz herauszufinden, ob ich mich irre.
Wusstet ihr, dass…
...es in der Schweiz gesetzlich verboten ist, eine Autotür zuzuknallen.
...Frauen in der Türkei am Arbeitsplatz laut Gesetz keine Hosen tragen dürfen.
...in Ungarn beim Sex das Licht gelöscht werden muss.
In diesem Sinne, bis nächste Woche.
Eigentlich sollte es nach einer Woche Urlaubspause in dieser Ausgabe um die Schuldenkrise gehen. Um Möglichkeiten, Griechenland und die Euro-Zone zu retten. Doch kann kam alles anders.
Anders Breivik zündete erst im Osloer Regierungsviertel mindestens einen Sprengsatz, dann lief er Amok auf einer Ferieninsel für Kinder. Traurige Bilanz: Mindestens 91 Tote und zahllose Schwerverletzte. Grund genug, die heutige Ausgabe den Opfern zu widmen und auf die Suche nach dem „Warum?“ zu gehen.
Terrorismus. Kaum ein Wort hat die Welt in den letzten 10 Jahren so sehr geprägt. Der von Bush proklamierte „Kampf gegen den Terror“ setzte Terrorismus quasi gleich mit Islamismus. Zugegeben: Wenn irgendwo auf der Welt eine Autobombe explodiert, dann waren zu 95% islamistische Gruppierungen daran beteiligt. Und trotzdem hat uns das Beispiel Oslo gezeigt, dass es gefährlich ist, sich beim Kampf gegen den Terror nur auf eine recht kleine Personengruppe zu versteifen.
Deutschland 1933, wenige Tage vor der Reichstagswahl. In der Nacht vom 27. auf den 28. Februar stand das Reichstagsgebäude in Berlin in Flammen. Schnell wurde ein Verdächtiger verhaftet: Marius van der Lubbe. Holländer, Kommunist. Heute bestehen zumindest begründete Zweifel an dem Richterspruch von damals, der van der Lubbe zum Tode verurteilte und den Nationalsozialisten Tür und Tor für die Machtübernahme mit Hilfe von Notverordnungen und Co. Öffnete.
Auch damals versteifte man sich schnell auf die Theorie, van der Lubbe habe als Einzeltäter gehandelt. Wahrscheinlich? Ich sage: Nein!
Ein solcher Anschlag, der Reichstagsbrand ebenso wie die beiden Angriffe in Norwegen, erfordern ein hohes Maß an Planung. Wie soll ein Einzeltäter hier operieren? Niemand hat sämtliche Kontakte, die für ein Attentat diesen Ausmaßes notwendig wären.
Beschränken wir uns auf die Vorfälle in Oslo: Woher bekam Breivik diese Masse an Munition? Wie bekam er das Material um die Autobomben zu bauen und zu zünden? Ein einfacher Mann, der nie ins Radar der Polizei gekommen ist? Schwer zu glauben.
Und dann das hohe Maß an Planung: Autobomben an Regierungsgebäuden zünden um dann auf die Ferieninsel zu fahren, sich dort bei der Kontrolle als Polizist ausgeben und auf die versammelten Kinder schießen. So viel Kontrolle und Planung von einem offensichtlich Geisteskranken? Von einem Mann, der wenige Stunden vor seinen Terrorakten ein über tausendseitiges Manifest ins Netz gestellt hat, in dem er gegen die Gegen die Gesellschaft hetzt, offen zu Gewalt aufruft und sehr genau beschreibt, wie er seine „Operation“ geplant hat. Von einem Mann, der sein Facebook-Profil genauestens vorbereitet hat, um der Welt zu zeigen, was für ein Mensch er war?
So ein Mann kann meiner Meinung nach nicht allein für ein solches Massaker verantwortlich sein.
Als Ausführer, ja. Aber nicht als Mann, der diesen Terrorakt geplant hat.
Und trotz Geständnis schweigt Anders Breivik weiterhin zu den Motiven. Er hat gestanden auf der Ferieninsel Utöya gewesen zu sein und die Menschen kaltblütig erschossen zu haben. Auf der Suche nach Motiven landet man unweigerlich in seinem wirren und menschenverachtenden Manifest, dass den bizarren Titel "2083 - Eine europäische Unabhängigkeitserklärung" trägt.
Er spricht bereits in der Einleitung von der Verhinderung der „islamischen Kolonisation Westeuropas“, sieht sich selbst als Vorkämpfer gegen „kulturellen Marxismus“ und „Multikulturalismus“. Auch dankt er abschließend einigen Mitstreitern, die ihm beim Erstellen des Werkes über angeblich 9 Jahr geholfen haben. Vielleicht ein Hinweis auf mögliche Mitstreiter.
In den folgenden 800 Seiten kommt es knüppeldick: So ist von nationalem Selbstmord die Rede, von der ständigen Gefahr für den Westen, die vom Islam ausgeht. Diese gelte es, durch entschlossenes Handeln aufzuhalten. Er geht sogar soweit, eine Phase des Bürgerkrieges in Westeuropa auf die Jahre 2070 bis 2083 zu prophezeien, denn „Gewalt ist die Mutter allen Wandels“. In diesen Jahren würden sich auch für die Rechtsradikalen neue Möglichkeiten ergeben. Jedoch gelte es, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten. Jedoch könne man diesen auch positiv beeinflussen und nach vorne verschieben, beispielsweise „durch Ermordungen einzelner Personen oder Terroranschlägen auf Moscheen".
Die letzten gut 100 Seiten beschäftigen sich dann mit der Vorbereitung des Attentats. Er selbst bezeichnete es – unter seinem im Buch verwendeten Pseudonym Andrew Berwick – als „Tagebuch eines Tempelritters“. Ein Treffen des Tempelritter-Ordens in London 2002 soll ihm dabei die Augen geöffnet und gezeigt haben, dass eine demokratische Lösung des Gesellschaftsproblems unmöglich sei. Später gründet er eine „professionell aussehende“ Firma – Geofarm – die er als Vorwand benutzt, um an Düngemittel, die explosive Stoffe enthalten, zu gelangen. Es folgen detailierte Beschreibungen für Munitions- und Waffenbeschaffung. Und so geht es weiter und weiter.
Dieses Manifest zeigt, wie krank der Mann wirklich ist und deutet aber meiner Meinung nach auch darauf hin, dass hier kein Einzeltäter gehandelt hat. Nun liegt es an der norwegischen Justiz herauszufinden, ob ich mich irre.
Wusstet ihr, dass…
...es in der Schweiz gesetzlich verboten ist, eine Autotür zuzuknallen.
...Frauen in der Türkei am Arbeitsplatz laut Gesetz keine Hosen tragen dürfen.
...in Ungarn beim Sex das Licht gelöscht werden muss.
In diesem Sinne, bis nächste Woche.