Gay-freundliches Reisen: Mit pinkem Geld in den Urlaub

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  • Gay-freundliches Reisen: Mit pinkem Geld in den Urlaub

    Immer mehr Hotels schreiben sich «gay-freundlich» auf die Fahnen, denn schwules Publikum ist oft auch zahlkräftig. Doch was für die Hoteliers ein vielversprechender Nischenmarkt ist, bedeutet für die Kunden einfach entspanntes Urlauben.

    Im Berliner Axel Hotel geht eine Frau ans Telefon. Kitty Masling, Rezeptionsmanagerin, ist eine von drei weiblichen, heterosexuellen Mitarbeiterinnen im Schwulenhotel. «Heterofriendly» steht hier auch unterm Logo – doch die übrigen 17 Mitarbeiter sind männlich und zum größten Teil homosexuell. Die erste Hotelkette der Welt, die sich auf Gays spezialisiert hat, dreht den Spieß um. Wo viele Häuser sich als «gay-friendly» präsentieren, sind sie einfach gay – aber Heteros sind ebenfalls willkommen.

    Homosexuelle sollen sich so gut wie möglich zuhause fühlen, sagt Juan Julia, der Gründer der Axel Hotels, über seine Idee. Vor sieben Jahren hat er in Barcelona das erste Haus für Schwule eröffnet, inzwischen gibt es eins in Buenos Aires und seit März das in Berlin. «Ein Platz für Schwule, wo man ungehemmt einchecken kann», nennt Kitty Masling den Grund. Eigene Hotels nur, um den schiefen Blicken zu entgehen, wenn zwei Männer an der Rezeption ein Doppelzimmer fordern? «Das ist schon eine ganze Menge», sagt Masling. Einfach händchenhaltend am Pool liegen ohne auf die Kinder Rücksicht nehmen zu müssen, das sei schon viel wert, findet auch Jochen Volland vom Kölner Gay-Reiseveranstalter Teddy Reisen.

    Attraktiv will das Axel Hotel aber auch darüber hinaus sein. Es liegt mitten im Schöneberger Homosexuellen-Kiez und ist Design pur. Avantgardistischer Chic, Glamour und natürlich Events, die auf das Publikum zugeschnitten werden. Am vergangenen Wochenende gab es hier Rahmenprogramm zum Hustler Ball, jeden Freitag lädt die Travestiekünstlerin Melli Magic zum Drag Dinner.

    Natürlich sind - neben Heteros - auch Transsexuelle willkommen, Lesben sowieso, aber, das räumt Kitty Masling ein, vor allem checken homosexuelle Männer ein. «Es liegt in der Natur der Schwulen, dass sie gern reisen. Lesben vielleicht deshalb weniger, weil sie häufiger ein Kind haben.»

    Tatsächlich sei die Infrastruktur für Lesben deutlich schwächer entwickelt, sagt Jochen Volland. «Frauen verdienen meist weniger als Männer. Und die Lesbenszene ist erst später entstanden. In Köln gibt es 40 Schwulenkneipen und für Lesben zwei. Die haben sich früher stundenlang an einem Tee festgehalten. Viele sind eher kulturell interessiert, veranstalten Lesungen. Der kommerzielle Aspekt fehlt, deshalb sind Frauen als Zielgruppe nicht so attraktiv», hat er festgestellt.

    Seit rund 30 Jahren gibt es in Deutschland Reiseveranstalter für Homosexuelle. Angefangen hat es mit einem kleinen Büro in Berlin, und seit 26 Jahren mischt Teddy Travel aus Köln mit. In der weltweiten Hotelszene gibt es inzwischen nichts, was es nicht gibt. Reine Gay-Men-Only-Anlagen auf Gran Canaria, Hotels, die sich als gay-friendly bezeichnen, aber genauso Heteros offenstehen, kleine Pensionen oder auch reine Frauenhotels auf der griechischen Insel Lesbos. Hochburgen für Schwule sind neben Gran Canaria Sitges bei Barcelona, die ägäische Insel Mykonos, Ibiza, Miami und die großen Metropolen.

    Reine Gay-Hotels gibt es in Deutschland sonst nur in München und Hamburg, aber die Tendenz zur Gay-freundlichen Unterkunft ist steigend – und hat nicht nur altruististische Gründe. «Man spricht auch vom ‹pink money›: viele denken, da kann ich es ein bisschen teurer machen», erklärt Jochen Volland. Zwei verdienende Männer ohne Kinder, da steckt eine andere Kaufkraft dahinter als bei einer vierköpfigen Familie. «Dass die Idee nicht früher entstanden ist, wundert mich eigentlich. Die Marktnische wird immer größer», sagt Kitty Masling vom Axel Hotel.

    Sie mag ihre Klientel. «Ich bin seit zehn Jahren in der Hotelerie, und das hier ist ein ganz anderes Publikum, es macht sehr viel Spaß. Es ist allgemein ein hoher Intellekt, und die Gäste sind sehr sprachgewandt», sagt sie.

    Doch pink ist auch nicht gleich Gold, betont Volland. «Es bleibt ein Nischenmarkt. Tui hat letztes Jahr Gespräche mit uns geführt, sie hatten Interesse, uns aufzukaufen. Aber sie haben sich dagegen entschieden.»

    Gay-Reisen ließen sich meistens einfach nicht so günstig anbieten wie normale Reisen. «Wenn ein Kreuzfahrtschiff eine Woche Gay-Kreuzfahrt anbietet, ist das ein hoher Organisationsaufwand. Eigene Djs, eigenes Entertainment. Gay-Hotels brauchen eigene Vertriebskanäle, auch dadurch wird es wieder teurer», erklärt er. Und manchmal müsse man gegen mehr kämpfen als den schiefen Blick. «Für einen Kongress in Frankfurt haben wir kein Hotel gefunden. Keiner will uns, dabei ist es so eine internationale Stadt. Es gibt noch genügend Vorbehalte», betont Volland.

    Zum Beispiel der Irrglaube, dass homosexuelles Reisen mit Sex zu tun habe. «Wir werden in die sexuelle Schiene gedrückt und müssen immer wieder sagen, ‹Hallo, wir sind kein Sexveranstalter›», sagt der Reiseveranstalter. «Wir bieten auch kein Thailand an. Das ist für uns ein No-Go. In ‹heterosexuelles Reisen› kommt genauso das Wort Sex vor. Darüber machen sich viele keine Gedanken.»

    Während sich hierzulande die meisten Einschränkungen in den Köpfen abspielen, gibt es Reiseziele, die aus guten Gründen nicht auf der Agenda von Gay-Reiseveranstaltern stehen. «Von Jamaika würde ich jedem abraten», betont Volland. «Auch mit arabischen Ländern wäre ich sehr vorsichtig, viele haben eine kritische Gesetzgebung. Wenn jemand in Dubai einen über den Durst trinkt und sich ein bisschen freizügiger gibt, macht er sich schnell strafbar.»

    (News.de)
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  • Mir is es lieber wenn sie unter sich bleiben :D.

    Aber eigentlich is es ja nichts schlimmes..

    Aber am geilsten find ich immernoch den Satz
    «Es liegt in der Natur der Schwulen, dass sie gern reisen. Lesben vielleicht deshalb weniger, weil sie häufiger ein Kind haben.»
    Lesben mit Kind? Wer issn der Vater? :D